Der BürgerDialog ist ein Beteiligungs- und Diskussionsformat für Großgruppen (20 - 100 Personen), das von der Bertelsmann Stiftung zusammen mit dem Deutschen Volkshochschul-Verband e. V. entwickelt wurde. Grundlage des BürgerDialogs bildet das World Café. Dabei diskutieren in mehreren aufeinanderfolgenden Gesprächsrunden in wechselnder Zusammensetzung jeweils fünf bis sechs Personen pro Tisch zu einem vorgegebenen Thema. Zwischenstände der Diskussionen werden an Pinnwänden dokumentiert und vergemeinschaftet. Abschließend findet eine Abstimmung über die Priorisierung der erarbeiteten Positionen statt.
Ziel der dreistündigen Veranstaltung ist es, Bürgerinnen und Bürger zu wichtigen gesellschaftlichen Themen miteinander ins Gespräch zu bringen, ihre Argumentationsfähigkeit zu stärken und sie für die Notwendigkeit von Kompromissen bei der Entwicklung gemeinsamer Positionen zu sensibilisieren. Das Ergebnis der Diskussion und der gemeinsamen Arbeit – ein qualifiziertes Meinungsbild der Bürgerschaft – wird der Politik, aber auch der gesamten kommunalen Öffentlichkeit bekannt gemacht und mit ihr diskutiert. Der BürgerDialog will die Breite der Gesellschaft erreichen, d. h. Vertreter aller Generationen, Menschen mit und ohne Migrationshintergrund, mit einfachem und höherem Bildungsstand. Das Themenspektrum eines BürgerDialogs ist weit und reicht von lokalen Herausforderungen bis hin zu globalen Fragestellungen. Ergebnis der Veranstaltungen sind ausformulierte Texte mit Empfehlungen an Politik, Verwaltung oder gesellschaftliche Verantwortungsträger.
Ablauf/Eckpunkte
Dem BürgerDialog geht die Themensetzung durch den Veranstalter sowie eine Einladungsphase voraus. Die eigentliche Veranstaltung glieder sich dann in drei Phasen:
Phase I: Diskussion
Innerhalb vorgegebener Themenbereiche identifizieren die Teilnehmer zentrale Herausforderungen und Problemstellungen. Diese werden an Pinnwänden vergemeinschaftet. Danach arbeiten die Teilnehmer dazu konkrete Positionen aus.
Phase II: Priorisierung
In einem argumentativen Wettstreit treten die Teilnehmer aktiv für ihre ausgearbeiteten Positionen ein. Im Anschluss wird in öffentlicher Abstimmung eine Rangordnung der Positionen festgelegt.
Phase III: Übergabe
Die Teilnehmenden stellen die priorisierten Positionen im Plenum vor. Eine Übergabe dieser Bürgervorschläge an den Adressaten findet während der Veranstaltung oder im Nachgang statt.
Ziel/Wirkung
Der BürgerDialog verfolgt unterschiedliche Ziele, deren Erreichen gleichzeitig Wirkung sowohl bei den Teilnehmenden als auch bei den Adressaten von Arbeitsergebnissen entfalten soll:
- Bürgerinnen und Bürger sollen miteinander über relevante globale oder auch lokale Themen diskutieren und dabei gemeinsame Positionen entwickeln.
- Der BürgerDialog soll dadurch eine lebendige demokratische Kultur vor Ort fördern.
- Die entwickelten Bürgervorschläge sollen den Adressaten ein qualifiziertes Meinungsbild vermitteln und erste Impulse für konkretes politisches Handeln liefern.
Kosten/Aufwand
Es entstehen geringe Kosten für Veranstaltungsmaterialien und -technik, ggf. für einen Veranstaltungsraum und Catering.
Aufwand Teilnehmer
Eine inhaltliche Vorbereitung auf den BürgerDialog ist nicht notwendig. Insofern liegt der zeitliche Aufwand für die Teilnehmenden bei 3 Stunden (=Veranstaltungsdauer).
Sinnvoll einzusetzen, wenn
...erste Impulse und ein sehr allgemeines Meinungsbild der Bürgerschaft eingeholt werden sollen.
...Bürgerbeteiligung durch ein niederschwelliges Beteiligungsangebot erprobt werden soll.
...die zu diskutierenden Themen nicht zu komplex sind.
Nicht sinnvoll einzusetzen, wenn
...umfassende Analysen einer Fragestellung und adäquate Lösungsvorschläge angestrebt werden.
...Themen überkomplex oder konfliktär sind.
Ursprung
Der BürgerDialog wurde 2012 von der Bertelsmann Stiftung zusammen mit dem Deutschen Volkshochschulverband e.V. als Format der politischen Bildung für die Volkshochschulen entwickelt. Als standardisiertes Beteiligungsformat kam der BürgerDialog seitdem bei zahlreichen Volkshochschulen zum Einsatz.