Im Mai 2012 startete die Stadt Essen mit dem Slogan “Eine Stadt stellt sich der Zukunft und die Menschen machen mit“ einen integrierten Stadtentwicklungsprozess. Essen ist von den Folgen des demographischen Wandels und der Knappheit an zur Verfügung stehenden Ressourcen, ähnlich wie viele andere Kommunen, betroffen. Deshalb sollen im Ergebnis dieses Prozesses konkrete Ideen Gestalt annehmen und somit die Attraktivität der Stadt Essen gesteigert sowie die Stärke des wirtschafts- und innovationsstarken Standorts gesichert werden. Gemeinsam mit den Bürgerinnen und Bürger stellt sich die Stadt Essen den Herausforderungen der nächsten Jahre.
In dem Strategieentwicklungsprozess wurden Bürgerinnen und Bürger sowie Akteure in unterschiedlichen Beteiligungsformaten einbezogen.
Ort
Dauer
Hintergrund
Um die Stärken der Stadt zu stärken und die Schwächen zu schwächen startete die Stadt Essen den Strategieprozess Essen.2030. In ca. einem Jahr sollte eine Stadtentwicklungs-Strategie für die nächsten Jahre erarbeitet werden. Dabei sollten Bürgerinnen und Bürger sowie die Stadtgesellschaft breit beteiligt werden.
Bereits im Jahre 2010 hatte die Stadt Essen mit der Verabschiedung des Papiers zu den „Grundsätzen der Bürgerbeteiligung“ einen Meilenstein zur Anerkennung von Bürgerengagement und der Ausgestaltung gelegt. Somit ist die Bürger- und Akteursbeteiligung ein selbstverständlicher Bestandteil des Strategieprozesses Essen.2030.
Ziel
Das erklärte Ziel dieser Stadt war die Erarbeitung von längerfristig gültigen und bindenden Handlungsleitlinien – in einem ersten Schritt bis zum Jahre 2018, durch Anpassungen und Weiterentwicklungen auch darüber hinaus. Die nachfolgend durch den Rat der Stadt zu verabschiedende Strategie Essen.2030 bildet einen Handlungsrahmen für die nächsten Jahre.
Die breite Bürgerbeteiligung soll nicht nur zur höheren Akzeptanz bei allen Akteuren der Stadtgesellschaft, sondern auch zur stärkeren Identifikation beitragen, aber vor allem einladen, sich an diesem Prozess zu beteiligen.
Prozess
Der Prozess zur Strategieentwicklung gliederte sich in verschiedene Phasen: Bestandsaufnahme, Szenarienentwicklung, Bürger- und Akteursbeteiligung sowie Strategieentwicklung.
In einer ersten Bestandsaufnahme sind durch eine Analyse bereits vorhandenen Datenmaterials und einer Stärken- und Schwächenanalyse Themen- und Handlungsfelder erarbeitet worden, welche die Grundlage für den weiteren Prozessverlauf bildeten (Szenariendesign). Fünf strategische Handlungsfelder, Essen.urban, Essen.erfolgreich, Essen.talentiert, Essen.vielfältig und Essen.engagiert, wurden vereinbart, um den weiteren Prozess zu fokussieren.
Bereits bei der Einrichtung der Projektgremien wurde die Stadtgesellschaft einbezogen.
Der Steuerungskreis Essen.2030 bestand aus dem Verwaltungsvorstand und Vertretern des Projektteams sowie einem Vertreter der Universität Duisburg-Essen, einem Vertreter der Essener Wirtschaftsförderungsgesellschaft und einem Vertreter der Interessengemeinschaft Essener Wirtschaft. Der Beraterkreis Essen.2030 setzte sich aus den Vertreterinnen und Vertretern der sechs Ratsfraktionen sowie 16 Vertreterinnen und Vertretern der Essener Stadtgesellschaft zusammen. Zwei Handlungsfeldpatinnen und drei Handlungsfeldpaten, die sich in besonderer Weise für „ihr“ Handlungsfeld einsetzen, wurden aus dem Beraterkreis rekrutiert.
Basierend auf den fünf strategischen Handlungsfeldern ging man verschiedene Wege, um Bürgerinnen und Bürger sowie Akteure der Stadtgesellschaft zu informieren und zu aktivieren und sie am Prozess zu beteiligen:
- Zukunftsworkshop für junge Menschen
Vorgeschaltet zwischen Bestandsaufnahme und Szenarienentwicklung wurde mit jungen Menschen ein visionärer Zukunftsworskhop durchgeführt. Schülerinnen und Schüler, Studierende, Promovierende und Berufstätige haben sich am 29. Juni 2012 kreativ mit ihren Zukunftsvisionen für Essen im Jahr 2030 beschäftigt. Der jüngste Schüler war 15 Jahre, der älteste Teilnehmer war 33 Jahre jung. Ziel des Workshops war es, Visionen für die Stadt Essen in 2030 zu schaffen. Dabei gab es keine Grenzen. Niemand sollte sich einschränken lassen durch vermeintliche Hindernisse. Heraus kam eine bunte Mischung von unterschiedlichen Themen: Von Sport und Kultur bis zur Mobilität und Architektur war alles dabei. Ein Zeichner hat die Visionen bildlich festgehalten. Die Ergebnisse sind in die Szenarienentwicklung eingeflsossen.
- Ideenkiste
In der Zeit vom 22. September bis 12. Oktober 2012 standen in der ganzen Stadt verteilt knapp 200 Ideenkisten, die mit Informationsmaterialien zum Strategieprozess Essen.2030 bestückt waren. Hier konnten sich die Essener Bürgerinnen und Bürger über den Strategieprozess, die fünf Mitmachfelder (Handlungsfelder) und die unterschiedlichen Beteiligungsmöglichkeiten informieren. Die Ideenkisten wurden in allen Filialen der Essener Sparkassen, in den Bürgerämtern, Stadtteilbibliotheken, Schulen, Jugendzentren, Sport- und Kultureinrichtungen, in der VHS sowie in kirchlichen Einrichtungen aufgestellt.
- Dialog-Café Essen.2030
Das Dialog-Café in der Volkshochschule Essen bildete am 22. September 2012 den Auftakt der Bürgerbeteiligung zu Essen.2030. Die Veranstaltung wurde im Vorfeld aktiv beworben. So konnten sich interessierte Bürgerinnen und Bürger bereits über die Vorschaltseite zur online-Plattform um eine Teilnahme am Café bewerben. Eingeladen wurden zudem Vertreterinnen und Vertreter der relevanten gesellschaftlichen Gruppen der Stadt. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer diskutierten im World-Café-Format unter der Anleitung erfahrener Moderatorinnen und Moderatoren die zentralen Fragestellungen zu den strategischen Handlungsfeldern und erarbeiteten Vorschläge und Ideen für ein Essen im Jahr 2030. Am Ende entstand ein umfangreicher Katalog von wertvollen Beiträgen, die in die Erarbeitung der Strategie mit einflossen. Zum Ausklang des Dialog-Cafés nahmen einige Gäste am Bühnenprogramm der Kick-off-Veranstaltung zur Beteiligungsphase Essen.2030 an der Marktkirche teil und berichteten über ihre Eindrücke aus dem Café.
- Online-Dialog Essen.2030
Vom 22. September bis zum 12. Oktober 2012 konnten sich alle interessierten Bürgerinnen und Bürger der Stadt auf www.essen2030.de an der Strategie Essen.2030 beteiligen. Entlang der fünf Mitmachfelder (Handlungsfelder) waren Ideen und Vorschläge gefragt, wie Essen die schon erarbeiteten Ziele am besten erreichen kann. Außerdem wurden die Lieblingsorte der Essenerinnen und Essener erfragt: „Wo fühlen Sie sich heute in Essen am wohlsten?” und „Wo stellen Sie sich Ihren Lieblingsort im Jahr 2030 vor?”. Ein eigenes Portal ergänzte das Gesamtpaket der Beteiligungsmöglichkeiten an der Entstehung der Zukunftsstrategie der Stadt.
Online-Beteiligung und Dialog-Bus (s.u.) gingen Hand in Hand – so kamen alle Beiträge, die am Dialog-Bus eingegeben wurden, ein paar Tage später auch auf die Online-Plattform und konnten dort gelesen, weiter diskutiert und bewertet werden. Insgesamt sind so über 1.200 vielfältige Beiträge und Kommentare und mehr als 1.400 Bewertungen zusammengekommen - ein wertvoller Fundus, der anschließend inhaltlich ausgewertet in die Strategie Essen.2030 einging. Im Nachgang an den Online-Dialog wurden die beliebtesten 10 Beiträge zudem mit dem Projektteam und Experten diskutiert. Auf die „Top 30“ Beiträge gab die Stadt Essen auf der Online-Plattform eine direkte und öffentliche Rückmeldung.
- Dialogbus Essen.2030
Vom 22. September bis 12. Oktober 2012 tourte der Essen.2030 Dialog-Bus durch 14 Stadtbezirke, um vor Ort über den Strategieprozess Essen.2030 zu informieren. Daneben hatten die Bürgerinnen und Bürger die Möglichkeit, sich an dem Strategieprozess Essen.2030 zu beteiligen und ihre Vorstellungen und Ideen einzubringen. Bei der Aktion „Lieblingsorte in Essen – jetzt und in 2030” konnten Essener Bürgerinnen und Bürger ihre Geheimtipps abgeben: wo fühlen sie sich in Essen am wohlsten, wo verbringen sie am liebsten Ihre Zeit – und warum? Ihre Lieblingsorte konnten sie zusätzlich auf dem Stadtplan markieren. Über Laptops im Bus konnten sich Interessierte online an der Diskussion beteiligen oder sich über den Internetauftritt essen2030.de informieren. Aber auch „offline” konnte mitgeredet werden: Über Beteiligungskarten konnten mögliche Strategien vorgeschlagen und für Essens Zukunft priorisiert werden. Unter der Moderation eines „Beteiligungsmoderators“ diskutierten Akteure aus den Stadtbezirken, Bezirkspolitikerinnen und -politiker oder Vertreterinnen und Vertreter von Vereinen, mit den Besucherinnen und Besuchern. Den Bezirksbürgermeistern wurde dabei eine aktive Rolle eingeräumt. Das Projektteam stand für Gespräche und Fragen zur Verfügung.
- Expertenworkshops und -interviews
Um in die Strategieentwicklung Essen.2030 auch die engagierten Akteure der Stadt einzubinden, wurden sechs Expertenworkshops durchgeführt. Die Amts- und Fachbereichsleitungen der Stadtverwaltung, die Mitglieder des Rates der Stadt Essen, Vertreterinnen und Vertreter anderer Behörden, Organisationen und Verbände haben in moderierten Workshops zu den fünf Handlungsfeldern ihre Vorstellungen und Vorschläge eingebracht und priorisiert. Ein Workshop mit Schülerinnen, Schülern und Studierenden aus dem Projekt Chance ² der Universität Duisburg-Essen ließ Vorstellungen und Ideen der jungen Menschen einfließen.
Mehr als 30 Experten wurden im Anschluss an die Online- Beteiligungsphase zu einzelnen Handlungsfeldern interviewt. So wurden zu den vorangegangenen Beteiligungsformen zusätzliches Fachwissen in den Prozess eingebracht sowie Handlungsschwerpunkte bestätigt und akzentuiert. Mit den Experteninterviews kam die breit gefächerte Beteiligungsphase erfolgreich zum Abschluss.
Die im Prozess gewonnen Beiträge aus der ca. zwei Monate dauernden Bürgerbeteiligungsphase flossen - nach einer Diskussion in den leitenden und beratenden Gremien - in eine sogenannte Grobstrategie ein, die Anfang 2013 vom Rat der Stadt verabschiedet wurde und die die groben Lienien der Strategie Essen.2030 abbildet.
Aufbauend auf dieser Grobstrategie wurden dann für die Feinstrategie Handlungsziele priorisiert und Fachkonzepte mit Leitprojekten entworfen.
Ergebnisse
Die 3.227 wertvollen Beiträge aus den umfangreichen Beteiligungsformaten bilden die Grundlage für die Ausarbeitung von Strategien für die Zukunft der Stadt Essen. Die Auswertung erfolgte in einem transparenten, nachvollziehbaren Verfahren.
Im ersten Schritt wurden die Beiträge für die Strategieentwicklung konsolidiert und zusammengefasst. Anschließend erfolgte die analytische Sortierung, Umstrukturierung, Verschlagwortung sowie Gruppierung der Vorschläge, die dem Steuerungs- und Beraterkreis als inhaltliche Vorlage für die Strategieentscheidung vorgelegt wurden. Im gesamten Prozess bis hin zur endgültigen Verabschiedung der Strategie ist sichergestellt, dass alle Vorschläge aus den unterschiedlichen Beteiligungsformaten in die Strategieentwicklung einfließen.
Aufgrund dieser Analyse kristallisierte sich die Notwendigkeit heraus, die Themen "Ressourcen und Strukturen einer modernen Verwaltung" sowie "Marketing" parallel zu den fünf Handlungsfeldern zu bearbeiten.
Auch in der anschließenden Umsetzungsplanung und Fortschreibung der Strategie wird die Kultur der Bürgerbeteiligung durch Mitgestaltungsmöglichkeiten in verschiedenen Formaten beibehalten.
Die Umsetzung basiert auf den in der Beteiligungsphase erarbeiten Handlungsfelder mit den Teilzielen. Aus diesen werden konkrete Projekte, Maßnahmen und Leitprojekte abgeleitet. Besonderer Wert wird hierbei, wie im Prozess der Entwicklung, auf die breite Beteiligung der Stadtgesellschaft gelegt.
Trotz der Schwerpunktsetzung in der Feinstrategie (13 priorisierte Handlungsziele) wird zu allen in der Beteiligungsphase herausgearbeiteten übergreifenden Handlungszielen (siehe Anlage) ein jährlicher Bericht angefertigt.
Weitere Informationen
Kontakt
Monika Hanisch
Stadt Essen
Büro Stadtentwicklung
Tel.: 0201-88-88726
Mail: monika.hanisch@stadtentwicklung.essen.de