In Studienzirkeln arbeiten sich interessierte Bürger in Kleingruppen in ein Thema ein, diskutieren darüber und versuchen innerhalb der Gruppe einen Konsens zu erzielen, der in einer Abschlusspräsentation der Stadtverwaltung und den Mitgliedern des Stadtrates vorgestellt wird.
Ort
Begonnen
Videos (Youtube/Vimeo)
Hintergrund
Die Stadt Portsmouth hat etwa 20.000 Einwohner und liegt an der Ostküste der USA im Bundesstaat New Hampshire. In den Staaten Neuenglands gibt es eine lange Tradition des Austausches zwischen der Bevölkerung und den Entscheidungsträgern. Das Projekt „Portsmouth hört zu“ (Portsmouth Listens) knüpft an diese Tradition an und versucht, sie durch ein neues Format zu beleben. So wurde 1999 zum ersten Mal ein Studienzirkel zum Thema „Mobbing an Schulen“ durchgeführt. Aufgrund der positiven Resonanz wurde beschlossen, das Instrument auch in Zukunft für andere Themenbereiche einzusetzen.
Ziel
Über die Studienzirkel erfährt die Stadtverwaltung, wie die Bürgerinnen und Bürger zu bestimmten Themen stehen, welche Probleme sie haben und welche Lösungen sie für diese Probleme vorschlagen. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer können so Einfluss auf die politischen Entscheidungen der Stadt nehmen. Ebenso können sie sich mit anderen Mitgliedern austauschen und ein Verständnis für deren Interessen entwickeln.
Prozess
In Portsmouth werden zu ganz unterschiedlichen Themen Studienzirkel durchgeführt. Gemeinsam haben sie, dass komplexe oder kontroverse Fragen im Mittelpunkt stehen, bei denen sich die Stadt nur schwer auf ein Vorgehen einigen kann. Die Auswahl des Themas erfolgt durch die Stadt und „Portsmouth Listens“ – eine lokale Freiwilligenorganisation, die die Studienzirkel koordiniert. Ein Studienzirkel wird nur durchgeführt, wenn sich Stadtverwaltung und Stadtrat vorab verpflichten, die Ergebnisse der Zirkel in ihre Entscheidungsfindung einzubeziehen.
Die Durchführung eines Studienzirkels wird vorab im Internet und den lokalen Medien angekündigt. Die Stadtverwaltung lädt dann alle interessierten Bürgerinnen und Bürger zu einem ersten Treffen ein. Hier werden aus allen Teilnehmenden Kleingruppen von zehn bis zwölf Personen gebildet, die von einem Moderator geleitet werden. Dabei handelt es sich um Bürgerinnen und Bürger, die eine spezielle Moderationsschulung absolviert haben. Nachdem sich die Gruppen konstituiert haben treffen sie sich regelmäßig über einen Zeitraum von mehreren Wochen. Sie arbeiten sich in das jeweilige Themengebiet ein, tauschen Informationen aus und diskutieren. Dabei werden sie von den Moderatoren angeleitet. Die Gruppen erarbeiten getrennt voneinander Lösungen für bestimmte Problem- oder Fragestellungen. Nach Abschluss der Gruppenarbeitsphase stellen die Mitglieder ihre Ergebnisse der Stadtverwaltung und dem Stadtrat vor. Zusätzlich werden sie in der Zeitung veröffentlicht.
Ergebnisse
Zwischen 1999 und 2010 fanden insgesamt 7 Studienzirkel in Portsmouth statt. Die Themen erstreckten sich von Gewalt an Schulen über strategische Kommunalplanung bis zur Entwicklung eines Nachhaltigkeitsplans für Portsmouth. Die Studienzirkel haben dabei einige konkrete politische Entscheidungen beeinflusst. Zusätzlich konnte der Dialog zwischen Bürgerinnen und Bürgern und der Stadtverwaltung gestärkt werden. Zudem entwickelten die Teilnehmenden ein besseres Verständnis für einzelne Themengebiete, für die Meinungen anderer und für kommunale Entscheidungsprozesse.
Kontakt
Alexander Koop
Projektmanager - Bertelsmann Stiftung
alexander.koop@bertelsmann-stiftung.de
Sarah Seidemann
Projektmanagerin - Bertelsmann Stiftung
sarah.seidemann@bertelsmann-stiftung.de