BarCamps sind 1- bis 2-tägige Ganztagesveranstaltungen. Sie adaptieren das Format des "Open Space" für das Internet-Zeitalter. Wie bei der Wikipedia kann hier jeder mitmachen und aktiv sein (Fach)Wissen einbringen, der sich vom gesetzten Themenschwerpunkt des jeweiligen Camps angesprochen fühlt. Alle Teilnehmer entscheiden gemeinschaftlich was diskutiert und erlebt wird.
Ablauf/Eckpunkte
"Stelle gut sichtbar ein Schild auf, schreibe Thema, Ort und Zeit darauf und schau, wer sich hierzu versammelt".
Vorbereitung:
-
Einladung / Bekanntmachung
Ein BarCamp lebt davon, möglichst unterschiedliche Menschen zusammen zu bringen, die zu dem gemeinsamen Themenschwerpunkt der Veranstaltung eine Vielzahl von Sichtweisen, Wissen und Erfahrung beitragen. Regen Sie alle, die sie selbst einladen an, weitere Interessenten für das Camp zu gewinnen und aktiv einzuladen. Machen Sie es den Menschen mit denen Sie über das BarCamp reden leicht, über Inhalt und Themen des Camps mit anderen zu reden. So erreichen Sie die Menschen, welche wirklich für das vorgegebene Thema „Feuer und Flamme“ sind.
Wichtig ist es zudem das Camp über das Internet via Twitter, Facebook, Google+, etc. bekannt zu machen sowie im Web auf www.barcamp.org oder dem BarCamp-Kalender unter www.barcamps.net anzukündigen.
-
Internet-Plattform
Es gibt im Internet verschiedene Anbieter für die Erstellung kostenloser Community-Plattformen, z.B. www.mixxt.org, www.amiando.com, etc. Mit diesen wird das BarCamp und sein Themenschwerpunkt im Netz vorgestellt. Dort können sich Interessierte für die Veranstaltung anmelden sowie einander schon im Vorfeld des Camps kennen lernen und sich untereinander vernetzen. Es ist auch möglich dort erste Themenvorschläge für die Sessions vorzustellen. Das macht das Camp transparent und Sie wissen vorab, wer zur Veranstaltung kommen will.
-
Design und Kommunikation
Um dem BarCamp eine eigene Sichtbarkeit zu verleihen empfiehlt es sich ein spezifisches Logo (auf der Basis der sogenannten BarCamp-Flamme, siehe www.barcamp.org) zu entwerfen. Auch sollte es ein prägnantes Kürzel (oder Hashtag) für das Camp geben, mit welchem Texte und Mitteilungen zur Veranstaltung indiziert werden. Dies dient dazu, diese Informationen später leichter über Internetsuchmaschinen oder Twittersearch zu finden.
-
Ort / Veranstaltungsraum
Der Veranstaltungsort sollte über ein großes Plenum verfügen, in dem alle Teilnehmer zu Beginn und am Ende des BarCamps zusammen kommen können. Ferner braucht es in der Regel 3-4 Seminarräume unterschiedlicher Größe, in denen die Sessions abgehalten werden.
Durchführung:
-
Erstellung der Agenda
Zu Beginn des Camps organisieren die Teilnehmer gemeinsam die Tagesagenda. Dazu tritt jeder, der eine der in der Regel 60min dauernden Session zu einem Thema anbieten möchte, vor das Plenum und stellt sich und sein Thema kurz vor. Per Handzeichen gibt das Plenum Rückmeldung, wie viel Resonanz / Interesse das Thema bei den Anwesenden findet. Je nach angezeigtem Feedback / Handzeichen des Plenums erhält der Sessiongeber einen entsprechend großen / kleinen Workshopraum zugeteilt.
Die Sessionvorschläge und -verteilung auf die Räume werden auf einer Metaplan-Pinwand festgehalten bzw. visualisiert.
-
Gesamtanzahl der Sessions
Die Gesamtzahl der Sessions an einem Tag ist nur limitiert durch die Anzahl der zur Verfügung stehenden Seminarräume, der Anzahl der Zeitfenster, in denen Sessions parallel angeboten werden können, sowie dem Interesse der Anwesenden für die Vorschläge. Erfahrungsgemäß empfiehlt es sich während eines Zeitfensters maximal vier Sessions parallel anzubieten um bei den Teilnehmern den Eindruck zu vermeiden, dass sie zu viele gleichzeitig stattfindende Angebote versäumen.
Falls mehr Sessions von den Teilnehmern angeboten werden als Räume zur Verfügung stehen, sind die Sessiongeber aufgefordert thematisch ähnliche Themen zusammen zu legen, damit alle sich einbringen können.
-
Ablauf einer Session
Die Form / Ablauf einer Session bestimmt der Sessiongeber: als Minivortrag, offenes Gespräch, Brainstrorming, etc. Es wird empfohlen, auch hier die anwesenden Teilnehmer aktiv in den Ablauf der Session mit einzubeziehen. Für die Sessions gilt das „Das Gesetz der zwei Füße“ (Open-Space-Ansatz): Jeder Teilnehmer, mit Ausnahme der Sessiongeber, hat das Recht, eine Session zu verlassen, wenn er das Gefühl hat, in dieser Situation nichts zu lernen oder nichts beitragen zu können.
Denn auch hier bestimmt jeder über Inhalt und Form der Veranstaltung mit und ist verantwortlich für den Erfolg eines BarCamps.
Nachbereitung:
-
Dokumentation und Ergebnisse
Auch hier gilt, dass alle Teilnehmer aufgefordert sind Ihre Eindrücke und Ergebnisse zu dokumentieren (etwa im eigenen Blog) und z.B. auf der Internet-Plattform des Camps allen anderen zur Verfügung zu stellen. Um hier einen deutlich gesteigerten, qualitativen Output zu generieren, empfiehlt es sich vorab für jede Sessions je eine Person zu verpflichten, die gemeinsamen Ergebnisse der Diskussionen zu dokumentieren und aufzubereiten.
Ziel/Wirkung
Ein BarCamp lebt davon, allen Teilnehmern zu ermöglichen am Gelingen der Veranstaltung und an den Ergebnissen aktiv mitzuwirken - und das bereits in der Vorbereitung. Der Erfolg eines Camps ist somit im besten Sinne gemeinschaftlich erarbeitet.
Auf der Veranstaltung, aber auch schon während der Vorbereitungsphase, soll bei den Teilnehmern ihre Eigenmotivation zur Mitgestaltung der Veranstaltung geweckt, gefördert und mit einbezogen werden. Als Veranstalter eines Camps ist man in der Rolle eines „Gastgebers“ und sorgt primär dafür, einen einladenden Rahmen für die Teilnehmer zu schaffen. Ein Camp lebt davon, dass die (überwiegende) Mehrzahl der Teilnehmer aktiv an den Diskussionen und Gesprächen vor, während und nach den Sessions mitwirken.
Für die Organisation ist daher mit das wichtigste, sich bei der Vorbereitung und Durchführung des Camps zurückzunehmen sowie auf die Selbstorganisationsdynamik der Teilnehmer zu vertrauen. Ein BarCamp gehört am Ende allen, die daran teilhaben.
Hinweise zur Umsetzung
Erstellung Agenda
Zu Beginn des BarCamps A5 große Blankopapierbögen verteilen, auf denen die Teilnehmer ihre jeweiligen Sessionvorschläge (Titel, Kurzbeschreibung) notieren können. Damit läßt sich dann auf einer leeren Metaplan-Wand schon während der Sessionvorstellung der Tagesplan aufbauen.
WLAN / Technik
Zu einem BarCamp gehört ein einwandfrei funktionierender drahtloser Internetzugang. Es ist daher ratsam einen erfahrenen Techniker vor Ort zu haben, der dies gewährleistet. Er sollte auch bei sonstigen technischen Anfragen wie zu Ladegeräten für Computer, Kameras, etc. oder für die Einrichtung einer funktionierenden Twitterwall zur Verfügung stehen.
Verpflegung
Damit die Teilnehmer sich ganz auf den Dialog und die Gespräche miteinander konzentrieren können, sollte auf dem BarCamp ein kostenloses, einfaches Frühstück und ein Mittagessen angeboten werden.
Kosten/Aufwand
Als Mitmach-Veranstaltung empfiehlt es sich, die Teilnahme am BarCamp nach Möglichkeit kostenfrei für die Teilnehmer zu organisieren. Dies ist aber kein „muss“ für das Gelingen eines Camps. Teilnehmegebühren im mittleren zweistelligen Bereich sind nicht unüblich.
Kosten können anfallen für Räume, Verpflegung, WLAN, Verbrauchsmaterial, etc. und durch Sponsoring aufgebracht werden.
Aufwand Teilnehmer
Der Zeitaufwand für die Teilnehmer beläuft sich auf ca. 1 bis 2 Tage, je nach Dauer des BarCamps. Eventuell fallen An- und Abreisekosten an.
Sinnvoll einzusetzen, wenn
- Menschen sich kennenlernen sollen, die an ähnlichen Themen arbeiten, aber bisher sich nicht persönlich getroffen und ausgetauscht haben
- kreative Ideen und Vorschläge entwickelt werden sollen
- eine offene Diskussion beabsichtigt ist
- die Teilnehmer persönlich betroffen oder interessiert sind und eigene Erfahrungen und Kenntnisse einbringen können
- ein Gemeinschaftsgefühl und Vernetzung unter den Teilnehmern entstehen soll
Nicht sinnvoll einzusetzen, wenn
- es um sehr spezifische Fragestellungen geht und konkrete Lösungen erarbeitet werden sollen
- der Initiator des Verfahrens nicht dazu bereit ist, die Kontrolle über den Prozess abzugeben, d.h. Ziele und Strategien vordefiniert sind
- die Zielgruppe eine eher geringe Äffinität und Offenheit im Umgang mit dem Internet hat
Stärken
- jeder, der an dem Thema interessiert ist, nimmt teil, was zu einer Vielfalt an Wissen und Ideen führt
- breites Spektrum an Perspektiven zum vorgegebenen Themenschwerpunkt kann erörtert und aufgezeigt werden
- Teilnehmer können sich je nach eigenen Bedürfnissen einbringen, stärkt das Empfinden "ich kann und weiß etwas und finde andere Interessenten"
- bietet viel Freiraum für die Entwicklung kreativer Ideen
- sehr kommunikative Wirkung auf die Teilnehmer
Schwächen
- der Verlauf und die Ergebnisse der Konferenz sind nicht vorhersehbar
- die Dokumentation ist schwierig einzufordern
- kann für Teilnehmer frustrierend wirken, wenn sie Angebote machen, die von den anderen nicht angenommen werden
- nicht für Teilnehmerkreise anwendbar, die klare Fragestellungen und schnelle Ergebnisse erwarten
Ursprung
Das erste BarCamp fand in Palo Alto (Kalifornien) im August 2005 in den Räumlichkeiten der Firma Socialtext statt. Ende September 2006 wurden in Berlin, Köln und Wien die ersten Barcamps im deutschsprachigen Raum organisiert.
Der Name BarCamp ist eine Anspielung auf eine vom Verleger Tim O’Reilly initiierte Veranstaltungsreihe namens FooCamp, bei der ausgewählte Personen (Friends of O'Reilly) sich zum Austausch und zur Übernachtung (Camping) trafen. Während man zur Teilnahme am FooCamp eine Einladung von O'Reilly benötigt, kann an Barcamps ohne Einladung teilgenommen werden. Foo (ausgesprochen "Fu") und Bar sind beides in der Softwareprogrammierung verwendete Einheiten oder Variablen.