Im Rahmen des Projekts sollten die öffentlichen Bereiche eines in die Jahre gekommenen Wohnquartiers unter Beteiligung der Anwohner neu gestaltet werden. Die demographische Schere ist dort sehr stark ausgeprägt: Von 550 Einwohnern sind zwei Drittel älter als 60 Jahre. 60 % aller Haushalte brachten sich bei der Gestaltung ihres unmittelbaren Umfeldes mit Vorschlägen und einer anschließenden Abstimmung ein. Das Online-Verfahren lief vier Monate und entfaltete hohes bürgerschaftliches Engagement. Parallel liefen Ortstermine und Arbeitsgruppen.
Ort
Dauer
Hintergrund
Das Gebiet »Hohes Feld« steht exemplarisch für den demographischen Wandel in der Gemeinde Wennigsen. Hoch verdichtet in den siebziger Jahren entwickelt, leben dort heute 550 Einwohner – zwei Drittel von ihnen sind 60 Jahre oder älter. Spielplätze und Grünflächen sind in die Jahre gekommen, Senioren können dort mangels Barrierefreiheit kaum verweilen. Ein Bolzplatz, durch Gerichtsurteil geschlossen, verwildert. Der Ortsrat hatte die Verwaltung im Sommer 2011 aufgefordert, Vorschläge zur Erneuerung auszuarbeiten.
Da die Gemeinde bereits Erfahrung mit partizipativen Online-Ansätzen gesammelt hat, startete ein umfangreiches Beteiligungsverfahren.
Ziel
Ziel des Projekts war es, Handlungsvorschläge zu erarbeiten, um das Quartier generationengerecht zu erneuern. Die aufgrund der demographischen Schere stark divergierende Einwohnerschaft sollte sich möglichst breit beteiligen, um hohe Akzeptanz für die notwendigen Veränderungen zu erzielen. Das Internet basierte Verfahren war kostengünstig und gewährleistete Transparenz sowie eine niedrig schwellige Einladung zum Mitmachen.
Weitere Ziele waren:
- Ideen und Votum der Bürger als Entscheidungsgrundlage der politischen Gremien
- bürgernahe Verwaltungs- und Ratsarbeit realisieren und erkennbar machen
- Engagement und Ehrenamt stärken, z.B. bei Spielplatzentwicklung und Grünpatenschaften
- Gemeinschaftsgefühl im Gebiet und Bürgersinn stärken
Prozess
Kern des Prozesses war ein Internet basiertes Vorschlags- und Abstimmungsverfahren, das durch Auftakt- und Ortstermine sowie Arbeitsgruppen umrahmt wurde. Bewohner, drei Fachbereiche des Rathauses und die kommunale Politik bis hin zum Jugendparlament haben an dem Prozess teilgenommen. Die Zeitschiene war eng gefasst. Die Ergebnisse mussten im Frühjahr abgestimmt sein, da der kommunale Haushalt dem Rat im März zum Beschluss vorgelegt werden musste und vor der Brutzeit umfangreiche Arbeiten zur Gestaltung der Flächen erledigt zu sein hatten.
Auf der eingerichteten Internetplattform wurden Hintergründe wie Zeitplanungen oder Rechtsvorschriften bereitgestellt. Später folgten Dokumentation, Presseberichte und Protokolle.
Seitens der Verwaltung wurden Mitarbeiter aus den Bereichen Bau/Grünflächen sowie Soziales einbezogen. Eine junge Führungskraft übernahm die Projektsteuerung. Nach außen transportierte der Bürgermeister das Projekt. Mailings, Pressearbeit, Organisation von Ortsterminen etc. lief im Rathaus. Hinzu kam die rechtliche und finanzielle Bewertung der Vorschläge. Eine Besonderheit war, dass eine ehemalige Wennigser Bürgermeisterin nach außen als Koordinatorin auftrat. Sie kannte sowohl die politischen Gremien, das Rathaus als auch den professionellen Umgang mit den Bürgern online wie offline.
Das Programm hatte vier Phasen: Aktivierung – Vorschlag – Auswertung – Abstimmung. Bis November 2012 läuft nun die Umsetzungsphase. Zur Aktivierung wurden alle 300 Haushalte angeschrieben. Der Ablauf wurde zunächst auf einer Einwohnerversammlung erläutert. Der überfüllte Saal mit 160 Gästen zeigte, dass das Projekt einen Nerv traf. Auf Interesse stieß vor allem die Möglichkeit zur Gestaltung des unmittelbaren sozialen Umfeldes. Mit den Bürgern gemeinsam wurde das Online-Verfahren festgelegt. Diese wünschten sich ein offenes Vorschlagswesen, aber einen passwortgeschützten Zugang zur Abstimmung, so dass nur Bewohner votieren konnten.
Arbeitsgruppen zu Spielplätzen, Grünanlagen, Wohnumfeld wurden gegründet. In den darauf folgenden Wochen posteten die Bürger auf einer Online-Pinnwand 122 Vorschläge. Die Arbeitsgruppen tagten mehrmals und es gab drei Ortsbesichtigungen. Im Januar wurden die Ergebnisse der Arbeitsgruppen vorgestellt, gleichzeitig endete die Ideensammlung im Internet. Daraufhin strukturierte und bündelte das Querschnittsteam im Rathaus die Vorschläge. Im Netz wurden schließlich Präferenzen abgestimmt (offline wurde ebenfalls angeboten, jedoch kaum genutzt).
Ergebnisse
Die Beteiligung am Verfahren war sehr hoch: 184 Bürger stimmten mit ab; rund zwei Drittel der Haushalte beteiligten sich.
Die Bürger wurden als „Experten vor Ort“ Teil des Gestaltungsprozesses. Die meisten vorgeschlagenen Maßnahmen werden nun umgesetzt; einige sofort, für andere muss noch ein Gremienbeschluss fallen.
Ideenvorschläge:
Eine begleitende Befragung ergab, dass 88 % mit dem Projekt zufrieden sind. 61 % der Beteiligten sehen Rat und Rathaus im Ansehen gestiegen, 88 % würden wieder mitmachen! Bemerkenswert ist, dass auch in der Generation 60+ das Internet selbstverständlicher Teil von Beteiligungskultur ist. Das fachbereichübergreifende Team hatte gezeigt, dass die Verwaltung als Dienstleister für die Entwicklung und Begleitung moderner Partizipation agieren kann.
Links:
Weitere Informationen
Das Verfahren wurde durch das ifib der Universität Bremen als wissenschaftlicher Partner und Dienstleister für die Plattform begleitet.
Externe Links
Kontakt
Christian Mainka
Wirtschaftsförderung und Projektsteuerung
Gemeinde Wennigsen (Deister)
Hauptstr. 1-2
D-30974 Wennigsen
Tel.: 05103 / 7007-24
Fax: 05103 / 7007-16
E-Mail: c.mainka@wennigsen.de
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