Participatory Chinatown ist ein Beteiligungsprojekt, bei dem die Teilnehmer durch einen virtuellen Nachbau von Bostons Chinatown gehen und Anregungen zum Masterplan geben konnten.
Ort
Dauer
Videos (Youtube/Vimeo)
Hintergrund
Die Teilnahme an Prozessen der Gemeinschaftsgestaltung gestaltet sich für Migranten nicht immer einfach. Hinzu kommt, dass viele Stadtplanungsprozesse – auch das Auswerten dreidimensionaler Bilder oder Karten – gewisse Planungskompetenzen erfordern, die nicht alle betroffenen Personen besitzen.
Ziel
Das Ziel des gemeinschaftlichen Planungsprozesses war es, möglichst viele Anwohner in die Ausarbeitung des Masterplans für Bostons Chinatown einzubeziehen und die Treffen für diese Teilnehmer ansprechend und inklusiv zu gestalten.
Prozess
Das Beteiligungsprojekt „Participatory Chinatown“ setzte eine digitale Spieleplattform ein, um die Planung intuitiver, unterhaltsamer und ansprechender zu gestalten. Das Projekt fand im Mai 2010 in Bostons Chinatown statt, ein Stadtteil mit einer der höchsten Migrantenquoten in ganz Boston. Der Planungsprozess sollte für diese Bevölkerungsgruppe geöffnet werden.
Participatory Chinatown kombiniert Elemente virtueller Welten wie Second Life mit digitaler Spieletechnologie, um den Bürgern eine innovative Möglichkeit zu bieten, sich mit Fragen der Gemeinschaftsplanung auseinanderzusetzen. Die Teilnehmer für das Projekt wurden aus dem in Chinatown angesiedelten Jugendprogramm „A-VOYCE“ rekrutiert. Das Spiel beinhaltete 15 virtuelle Gemeinschaftsmitglieder, deren Biographien aus einer Reihe von Befragungen entwickelt wurden, die die Jugendlichen innerhalb ihrer Gemeinde durchführten. Darüber hinaus nahmen die Jugendlichen während des Spiels die Rolle „technischer Dolmetscher“ ein. Dies sollte ihnen ein Gefühl von Projektverantwortung geben und den Austausch zwischen den Generationen fördern.
Um die Planungen anschaulicher zu gestalten, wurden die Gestaltungsvorschläge für den Stadtteil anhand dreidimensionaler Umgebungen in das Spiel integriert, durch die die Spieler sich bewegen konnten. Sie konnten die Pläne sowohl persönlich als auch durch eine in das Spiel integrierte Kommentarfunktion diskutieren. Das Spiel konnte sowohl mit mehreren Spielern gleichzeitig gespielt werden, indem die Spieler sich an zwei Abenden an einem gemeinsamen Treffpunkt versammelten und über bereitgestellte vernetzte Computer spielten, als auch alleine über das Internet. Das Spiel war sowohl auf Englisch als auch auf Chinesisch erhältlich.
Das Projekt basiert auf vier Methoden.
1.) Rollenspiel: Die Teilnehmer versammeln sich in einem Raum, um gemeinsam das Spiel zu spielen. Jedem Spieler oder jedem Team wird ein fiktiver Charakter zugewiesen. Insgesamt gibt es in dem Spiel 15 verschiedene Charaktere, die ein bestimmtes Ziel verfolgen. Sie sind auf der Suche nach einem Job, einer Wohnung oder einem Ort, an dem sie neue Kontakte knüpfen können. Einige der Charaktere sind erst kürzlich hinzugezogen oder eingewandert und verfügen über schlechte Englischkenntnisse; andere sprechen fließend Englisch, haben einen guten Job und sind auf der Suche nach einer luxuriösen Wohnung in der Nähe ihres Arbeitsplatzes; wieder andere suchen einen Ort, an dem sie nach der Arbeit Zeit verbringen können. Die Spieler steuern ihre Charaktere durch Chinatown, können sich mit anderen Charakteren des Spiels austauschen und Ressourcen sammeln. Schließlich müssen sie stellvertretend für ihre Rolle entscheiden, wie sie ihr Ziel erreichen wollen. Wettbewerb, wirtschaftliche Faktoren, Sprachkenntnisse oder das Wetter können einen Einfluss darauf haben, wie gut sie letztlich abschneiden.
2.) Direkter Austausch: Dadurch, dass die Spieler in einem Raum sitzen, können sie sich nicht nur virtuell, sondern auch im direkten Kontakt austauschen, sich beraten oder sich gegenseitig unterstützen. Nachdem die Spieler eine Entscheidung für ihren jeweiligen Charakter getroffen haben, initiiert der Moderator einen Gesprächskreis, in dem die Spieler sich aus der Perspektive ihrer Rollen zu den Problemen äußern, der sich die Einwohner gegenübersehen. Sie können sich aber ebenso zu den anderen Rollen äußern.
3) Austausch über die Zukunft: In einem zweiten Teil des Spiels nehmen die Teilnehmer wieder ihre eigenen Identitäten ein und erarbeiten eine Liste mit Werten für die künftige Entwicklung des Stadtteils. Die Erfahrungen, die die Teilnehmer während des Spiels gesammelt haben, sollen in konkrete Planungsentscheidungen einfließen. Der virtuelle und der persönliche Austausch ergänzen sich. Die Deliberation beginnt mit einer geteilten Erfahrung und resultiert in der gemeinsamen Entscheidungsfindung.
4.) Kontinuierlicher Dialog: Das Spiel ist als Einzelspielerversion ebenfalls über eine Webseite erhältlich. Die Spieler können das Spiel mehrmals, in verschiedenen Rollen und Kontexten, spielen. Die Kommentare die im Rahmen des Spiels verfasst werden, werden auch auf der Webseite dargestellt, so dass die Nutzer darauf antworten können, neue Kommentare hinzufügen können oder die Diskussion einfach nur verfolgen können. Über die Kommentare kann abgestimmt werden, so dass die beliebtesten Kommentare am Anfang der Liste stehen und die meiste Aufmerksamkeit bekommen. Der Dialog soll kontinuierlich und nicht nur im Rahmen einzelner Präsenzveranstaltungen fortgesetzt werden.
Ergebnisse
Das Spiel erlaubte es den Teilnehmer, sich in die Perspektive anderer Gemeinschaftsmitglieder zu versetzen und darüber nachzudenken, wie bestimmte Planungsentscheidungen sich auf die vielschichtige Bevölkerung Chinatowns auswirken. Durch die innovative Herangehensweise war das Durchschnittsalter der Teilnehmer mit 30 Jahren relativ gering und sorgte für eine gemischte Teilnehmerschaft. Insgesamt nahmen 450 Personen an dem Verfahren teil. Die Kommentare und Beiträge der Teilnehmer wurden dem Komitee vorgelegt, das für die Erstellung des Masterplans zuständig war und gingen in dessen finale Version ein.
Externe Links
Kontakt
contact(at)participatorychinatown.org