Bei Womenspeak handelte es sich um ein geschlossenes Online-Konsultationsverfahren. Frauen, die Opfer häuslicher Gewalt geworden waren, konnten anonym mit britischen Abgeordneten und miteinander darüber diskutieren, welche Gesetze und Maßnahmen erforderlich wären, um Frauen in ihrer Situation zu helfen.
Begonnen
Hintergrund
Das Projekt wurde 1999 gemeinsam von Margaret Moran, Labour-Abgeordnete des Unterhauses und Vorsitzende der Parlamentarischen All-Parteien-Gruppe für Häusliche Gewalt, der britischen Women's Aid Federation und der Hansard Society ins Leben gerufen bzw. durchgeführt.
Ziel
Das Projekt hatte zwei Ziele. Zum einen sollten Opfer häuslicher Gewalt die Möglichkeit erhalten, Politikern direkt von ihren Erfahrungen und Erlebnissen zu berichten. Damit sollten einerseits Informationen zu ihrer Situation sowie ihren Bedürfnissen und Forderungen gesammlt werden. Andererseits wurden zentrale Themen- und Problemfelder identifiziert, für die sich die Frauen Antworten und Lösungen erhofften. Unter anderem ging es hier um die finanzielle Absicherung der Frauen oder die Bereitstellung temporärer Unterkünfte. Die Beiträge in dem Online-Forum sollten anschließend in die Arbeit der All-Parteien Gruppe für Häusliche Gewalt eingehen. Außerdem sollte das Bewusstsein der Abgeordneten und der Regierung für häusliche Gewalt und deren Einfluss auf Frauen und Kinder gestärkt werden, um gesetzliche Initiativen einleiten zu können.
Zum anderen sollte anhand des Verfahrens erprobt werden, inwiefern sich neue Informations- und Kommunikationstechnologien dazu eignen, den demokratischen Prozess zu beleben. In diesem besonderen Fall sollte ein leicht zugängliches, sicheres und verständliches Online-Konsultationsverfahren entwickelt werden, das weibliche Opfer häuslicher Gewalt direkt ansprechen sollte.
Prozess
Die Konsultation erstreckte sich über einen vierwöchigen Zeitraum vom 1. bis 29. März 2000. Die Rekrutierung der Teilnehmerinnen erfolgte vorrangig in Zusammenarbeit mit Frauenhäusern. Mit der Einrichtung der Konsultation waren komplexe Anforderungen verbunden. So reichte es nicht aus, eine Webseite einzurichten, auf der sich betroffene Frauen äußern konnten. Viele Frauen verfügten über eingeschränkte Medienkompetenzen. Es war deshalb im Vorfeld nötig, sie im Umgang mit Computern und dem Internet zu schulen. Außerdem galt es, einen geschützten Raum für die Online-Diskussion zu schaffen, um zu verhindern, dass die Gewalttäter die Frauen ausfindig machen konnten. Außerdem sollten die Teilnehmerinnen Zugang zu Unterstützernetzwerken erhalten und sich über ihre Rechte und Möglichkeiten informieren können.
Am Ende des Konsultationsverfahrens wurde der All-Parteien-Gruppe ein Bericht mit Empfehlungen vorgelegt. Außerdem erhielten die Teilnehmerinnen die Gelegenheit, das Verfahren zu evaluieren.
Ergebnisse
Das Projekt erwies sich als erfolgreiches Konsultationsverfahren. Rund 200 Frauen registrierten sich auf der Webseite und verfassten insgesamt knapp 1.000 Beiträge. Erstmals konnte eine gesellschaftliche Randgruppe anhand neuer, interaktiver Technologien in den politischen Prozess einbezogen werden. Opfer häuslicher Gewalt erhalten selten die Gelegenheit, direkt mit Politikern zu kommunizieren und ihre Erfahrungen zu teilen. Meist sind sie dabei auf Hilfsorganisationen angewiesen. Auf viele der teilnehmenden Frauen hatte es einen positiven, stärkenden Effekt, sich direkt mit Abgeordneten austauschen zu können. Die Webseite bot den Frauen ein Forum, über das sie sich untereinander austauschen, Unterstützung bekommen und ein Netzwerk aufbauen konnten. Die absolute Mehrheit der Teilnehmerinnen gab anschließend an, dass sich das Projekt für sie gelohnt habe.
Externe Links
Kontakt
Hansard Society
40-43 Chancery Lane
London
WC2A 1JA
Tel.: +44 (0)20 7438 1222
E-Mail: contact@hansardsociety.org.uk