Bei der Methode "Studienzirkel (Study Circle)" treffen sich 10-12 Personen mehrmals innerhalb einiger Wochen, um an der Lösung für ein bestimmtes Problem zu arbeiten. Die Gruppe wird von einem der Teilnehmer moderiert. Am Ende erstellen sie gemeinsam eine Empfehlung.
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Ablauf/Eckpunkte
Der Beginn eines Studienzirkel-Prozesses wird öffentlich angekündigt. Der Organisator lädt alle Bürger zu einem ersten Treffen ein. Die interessierten Teilnehmer werden dort in Kleingruppen von ca. zehn bis zwölf Personen aufgeteilt, die jeweils von einem Bürger geleitet werden, der eine spezielle Moderatorenausbildung erhält. In den folgenden Wochen trifft sich die Gruppe regelmäßig, arbeitet sich in das Thema ein, tauscht Informationen aus und diskutiert viel. Durch die Moderatoren wird eine gleichberechtigte und wertschätzende Diskussion sichergestellt. Jede Gruppe arbeitet für sich und versucht, einen Konsens herzustellen, der in einer Abschlusspräsentation den Entscheidungsträgern vorgestellt wird. Zusätzlich werden die Ergebnisse der Studienzirkel in der Zeitung veröffentlicht, um eine breite Öffentlichkeit zu erreichen.
Ziel/Wirkung
Studienzirkel verfolgen das Ziel, den Bürgern eine intensive und nicht durch den jeweiligen Organisator geleitete Auseinandersetzung mit einem Thema zu ermöglichen und auf diesem Weg zu intensiv erarbeiteten Vorschlägen und Positionen zu kommen. Dadurch, dass mehrer Studienzirkel parallel stattfinden und jeder nur für sich zu einem Konsens kommen soll, werden auch unterschiedliche Empfehlungen möglich, die dann jedoch immer von einer (zuvor nicht organisierten/zusammenhängenden) Gruppe vertreten werden.
Hinweise zur Umsetzung
Studienzirkel sollten aus eher kleinen Gruppen (7-12 Personen) bestehen, damit eine intensive Auseinandersetzung mit einem Thema möglich ist.
Zudem sollte auf eine Unterschiedlichkeit der Teilnehmer innerhalb eines Zirkels geachtet werden, damit in die Empfehlungen verschiedene Positionen und Sichtweisen einfliessen.
Für die adäquate Durchführung eines Studienzirkels sollten erfahrene Moderatoren mitwirken, um die Bürger, die die Moderation übernehmen, auszubilden und zu unterstützen.
Kosten/Aufwand
Die Aufwand für die Durchführung von Studienzirkeln ist stark variabel und hängt davon ab, wo diese stattfinden und wie sehr die Teilnehmer unterstützt werden müssen. Kosten und Aufwand entstehen insbesondere durch:
- Raummieten (falls die Teilnehmer nicht selbst ihre Räumlichkeiten für Treffen zur Verfügung stellen möchten oder können)
- Verpflegung (auch hier gilt: Falls die Teilnehmer diese nicht selbst stellen)
- Aufwandsentschädigung (falls eine angedacht ist)
- Moderationstrainings
- Eventuell Experten, die von den Studienzirkeln eingeladen werden
Aufwand Teilnehmer
Der Aufwand für die Teilnehmer beläuft sich in der Regel auf 8-12 Stunden, der sich auf mehrere Tage bzw. Abende über einen Zeitraum von 3-6 Wochen erstreckt. Hinzu kommt der Zeitaufwand für eventuelle Auftakt- und Abschlussveranstaltungen.
Sinnvoll einzusetzen, wenn
- komplexe Problemlagen durch Bürger selbst bearbeitet werden sollen, z.B. weil es keine Einigung über die Richtung zwischen den politischen Entscheidungsträgern gibt
- keine hohe öffentliche Aufmerksamkeit und damit ggf. verbundene Politisierung durch die Beteiligung erreicht werden soll
- Lösungen für spezifische Probleme gefunden werden sollen
- Kenntnisse und Erfahrungen von Betroffenen zur Lösung eines Problems eingeholt werden sollen, das von verschiedenen Perspektiven aus betrachtet werden muss
Nicht sinnvoll einzusetzen, wenn
- nachweisliche Repräsentativität zur Legitimation der Empfehlungen notwendig ist
- hohe öffentliche Aufmerksamkeit und eine öffentliche Meinungsbildung angestrebt wird
- starke Konflikte bei dem Thema zwischen den Betroffenen oder den Teilnehmern und dem Organisator bestehen
- das Thema hohe politische Brisanz hat
Stärken
- sehr gut geeignet, um vielfältige Lösungsvorschläge für spezifische Probleme zu erhalten
- kann neue Ideen und Ansätze durch die Zusammenführungen verschiedener Sichtweisen hervorbringen
- kann zu einem besseren Verständnis der Teilnehmer untereinander führen
Schwächen
- kann nur eine geringe Anzahl von Menschen einbeziehen
- Diskussionen innerhalb der Studienzirkel sind nach aussen nicht transparent und daher nicht immer nachvollziehbar
- keine Repräsentativität der Teilnehmer
Ursprung
Studienzirkel wurden im 19ten Jahrhundert im Bildungsbereich entwickelt und durchgeführt, vor allem in Schweden. Im Laufe der Jahre sind sie jedoch in immer mehr Bereichen eingesetzt worden.