Das Theater der Unterdrückten ist eine interaktive Form des Theaters, das die Zuschauer aktiv einbezieht und dabei verschiedene Möglichkeiten der Lösung eines Problems "durchspielt".
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Ablauf/Eckpunkte
Forum Theater (auch "Theater der Unterdrückten") ist eine interaktive Form des Theaters, die zu Beginn der 1970er Jahre von Augusto Boal entwickelt wurde. Boal wollte die Zuschauer durch seine Stücke aktivieren.
Das Publikum sieht sich ein Theaterstück an, in dem der Protagonist unterdrückt wird oder einem Hindernis gegenübersteht, das er nicht überwinden kann. Das Thema des Stücks hat meist eine zentrale Bedeutung für das Publikum, oft handelt es sich um eine geteilte Erfahrung. Nach dem Stück können die Zuschauer selbst auf die Bühne gehen und darlegen, welche alternativen Handlungsoptionen es für den Protagonisten gegeben hätte. Die Schauspieler erproben diese Alternativen gemeinsam mit dem Publikum, so dass sich eine theatrale Debatte entfaltet, in der die Teilnehmer Erfahrungen und Ideen austauschen und erproben. Das Publikum wird aktiviert und entwickelt ein Solidaritätsgefühl.
In Großbritannien nutze die Organisation "Cardboard Citizens" das Forum Theater, um Obdachlosen eine Stimme zu geben und sie zu befähigen, ihr Potential zu erkennen und auszuschöpfen.
Ziel/Wirkung
Das Forum Theater ermöglicht es dem Publikum, selbst auf der Bühne zu stehen und Handlungsmöglichkeiten vorzustellen und zu testen. Die Methode kann genutzt werden, um unmittelbar bevorstehende Ereignisse zu proben oder Handlungsoptionen für vergangene, aktuelle oder künftige Situationen aufzuzeigen und zu analysieren.
Die Methode kann auch eingesetzt werden, um Empathie für die Situation einer bestimmten Gruppe zu erzeugen oder um ein Gefühl der Machtlosigkeit im Publikum zu überwinden.
Hinweise zur Umsetzung
Das Forum Theater eignet sich theoretisch für jegliche Art von Publikum. Die Methode wurde in der Vergangenheit jedoch hauptsächlich bei ausgeschlossenen Gruppen wie Obdachlosen oder Bewohnern einkommensschwacher Bezirke und Regionen eingesetzt.
Kosten/Aufwand
Die Kosten sind variabel. Sie sind u.a. von der Art des Veranstaltungsorts und der Professionalität der Teilnehmer abhängig. Hinzu kommen die Produktionskosten für das Stück und die Gage der Schauspieler.
Aufwand Teilnehmer
Das Theaterstück dauert in der Regel so lange wie ein "normales Stück." Hinzu kommen ca. 30 Minuten für die Beteiligung des Publikums. Die Vorbereitung eines Forum Theaters kann Monate in Anspruch nehmen.
Sinnvoll einzusetzen, wenn
- kann Personen eine Stimme geben, die oft nicht gehört werden
- kann das Empathieempfinden des Publikums steigern
- neue Ideen und Lösungen können erprobt werden
- durch das Theaterumfeld können auch schwierige, sensible Themen angesprochen werden
Nicht sinnvoll einzusetzen, wenn
- dient nicht der Entscheidungsfindung
Stärken
- verbindet innovatives und interaktives Theater mit sozialen Zielen
- Botschafter der Künste im sozialen Bereich
- kreative Möglichkeit, mit sozial ausgeschlossenen Gruppen zusammenzuarbeiten
- Lösungen für komplexe Probleme können erprobt werden
- ermöglicht neue Perspektiven
Schwächen
- Initiatoren müssen kompetent sein, um ein geeignetes Theaterstück zu schaffen
- Schauspieler müssen dazu in der Lage sein, zu improvisieren und auf die Beiträge des Publikums einzugehen
- kann nicht unmittelbar zu Entscheidungsfindung eingesetzt werden
Ursprung
Die Methode wurde von Augusto Boal entwickelt. Augusto Boal war ein brasilianischer Theatertheoretiker, -autor und Regisseur sowie Gründer der internationalen Bewegung des "Theaters der Unterdrückten".