Als Koproduktion bezeichnet man im Kontext der Bürgerbeteiligung die gemeinsame Erstellung und Erarbeitung von Vorschriften, Maßnahmen oder Leistungen mit den Bürgern bzw. Nutzern und Betroffenen. Während Koproduktion eher strukturiert abläuft, ist das Crowdsourcing ein offener, unstrukturierter Prozess, bei dem die Bürger (zumeist unabhängig voneinander) einen Teil zum Gesamtprodukt beitragen.
Ziel/Wirkung
Koproduktion und Crowdsourcing gehen davon aus, dass Nutzer und Betroffene nicht nur passive Konsumenten von Entscheidungen sein wollen und müssen, sondern selbst ein eigenes Interesse daran haben, an der Erstellung von Maßnahmen und Produkten mitzuwirken, ohne dafür bezahlt zu werden.
Ziel dieses Beteiligungsansatzes ist dabei nicht nur die am besten passende Lösung bzw. das konsumentengerechteste Produkt zu entwickeln, sondern auch die Effizienzsteigerung im Erstellungsprozess, indem ein oder mehrere Schritte sozusagen ausgelagert werden.
Aufwand Teilnehmer
Der Aufwand beim Ansatz der Koproduktion ist zumeist hoch, da hier eher wenige Menschen sehr intensiv eingebunden werden und über einen längeren Zeitraum aktiv bleiben müssen.
Der Ansatz des Crowdsourcing basiert hingegen auf eher kleinen Beiträgen einer großen Anzahl von Menschen, so dass sich der Aufwand für die Beteiligten im Rahmen hält. In der Praxis zeigt sich auch hier jedoch, dass ein Großteil der Beiträge durch Crowdsourcing von einigen wenigen geleistet und durch die vielen eher komplettiert/ergänzt werden.
Sinnvoll einzusetzen, wenn
- die Beteiligten klar umrissene Beiträge leisten können (eigene Artikel/Kapitel/Produktelemente),
- Wissen/Kenntnisse bei den Nutzern liegen und weit verteilt sind,
- nur geringe oder besser keine Konflikte zwischen verschiedenen Zielgruppen bestehen und der Gegenstand nicht Teil politischer Aushandlungsprozesse ist,
- genügend Zeit vorhanden ist,
Nicht sinnvoll einzusetzen, wenn
- das Wissen im Gegenstandsbereich eher bei professionellen Experten angesiedelt ist, die damit ihr Geld verdienen als bei den Nutzern/Betroffenen,
- kein Interesse der Zielgruppen am Thema besteht,
- starke Konflikte zwischen den Zielgruppen bestehen, so dass die Erarbeitung eines gemeinsamen Produkts unwahrscheinlich erscheint.
Stärken
- greift auf die Erfahrungen und die Expertise der direkt betroffenen Personen zurück,
- Bürger, Experten und Entscheidungsträger arbeiten gleichberechtigt zusammen und lernen voneinander,
- die Teilnehmer bauen Kompetenzen und Selbstbewusstsein auf,
- kann die Effizienz der Produkterstellung steigern und "Produktionskosten" sparen,
- kann dazu beitragen, ein Produkt besonders nutzergerecht zu gestalten und damit die Akzeptanz und Annahme stärken,
Schwächen
- kann auf diejenigen, die nicht beteiligt sind, exklusiv und nicht repräsentativ wirken (Koproduktion)
- ist für die Teilnehmer mit einem großen Zeitaufwand verbunden (Koproduktion),
- da das Produkt nicht "systematisch" erstellt wird, kann es zu Widerspüchen, Fehlern und Qualitätsproblemen kommen, die irgendwie aufgefangen werden müssen, ohne den Anschein der Bevormundung zu erwecken (eher beim Crowdsourcing),
- birgt die Gefahr, dass es von den Beteiligten im laufenden Prozess nicht mehr angenommen wird und damit zu einem unfertigen und ggf. nicht brauchbaren Produkt führen kann.
Ursprung
Der Begriff Koproduktion kam in den 1970er Jahren in den USA auf und wurde von Edgar Cahn entwickelt, einem Bürgerrechtsanwalt und Redenschreiber für Robert Kennedy.