Gemeinschaftsentwicklung ist ein langfristiger Prozess, der darauf abzielt, aktive und zukunftsfähige Gemeinschaften zu bilden, die auf sozialer Gerechtigkeit und gegenseitigem Respekt basieren. Außerdem geht es darum, Machtstrukturen dahingehend zu verändern, dass Menschen sich leichter beteiligen können, wenn sie unmittelbar betroffen sind. Die Gemeinschaft soll die Möglichkeit erhalten, selbstständig Lösungsstrategien für interne Probleme zu entwickeln.
Ablauf/Eckpunkte
Gemeinschaftsentwicklung ist keine gewöhnliche Beteiligungsmethode, da sie auf eine langfristige Zusammenarbeit in einer Gemeinschaft ausgerichtet ist und nicht eine einmalige, kurzzeitige Intervention darstellt. Andere Beteiligungsmethoden gehen oft in dem breiter gefassten Ansatz der Gemeinschaftsentwicklung auf.
Die Begleiter des Verfahrens arbeiten mit Individuen, Gruppen und Organisationen zusammen, die aufgrund ihrer geographischen Lage oder ihrer Zugehörigkeit zu einer bestimmten Bevölkerungsgruppe (z.B. junge Menschen, Migranten, Minderheiten) häufig marginalisiert und ausgeschlossen werden. Das Verfahren richtet sich somit gegen die Annahme, dass Lösungen für lokale Probleme außerhalb der betroffenen Gemeinschaft gefunden werden sollten. Stattdessen werden explizit die Fähigkeiten und das Selbstvertrauen der Personen vor Ort angesprochen und gefördert, um sich ihren Themen und Problemen zuzuwenden.
Gemeinschaftsentwicklung beginnt mit einem Thema, das die Personen in der Gemeinschaft für wichtig halten, anstatt ein Thema zu wählen, das durch eine externe Behörde oder einen anderen Akteur vorgegeben wird. Die Teilnehmer sollten verstehen, wie bestimmte Probleme in ihrem Wohnumfeld entstanden sind und wieso einige Gruppen einen größeren Einfluss oder größere Mittel haben als andere.
Ziel/Wirkung
Gemeinschaftsentwicklung wird vor allem in benachteiligten Gegenden oder bei Bevölkerungsgruppen eingesetzt, die von Ausschluss oder schwierigen Lebensbedingungen betroffen sind und Unterdrückung und Ungleichheiten überwinden müssen. Zentral für die Gemeinschaftsentwicklung sind die Beziehungen der betroffenen Gruppen zu anderen Mitgliedern der Gemeinschaft, anderen lokalen Gruppen oder Organisationen, öffentlichen Einrichtungen und Organisationen im Privatsektor.
Hinweise zur Umsetzung
Kann für verschiedene Personengruppen eingesetzt werden, ist aber häufig auf Gemeinschaften ausgerichtet, die von Armut, Benachteiligung oder Diskriminierung betroffen sind.
Kosten/Aufwand
Die Kosten hängen von der konkreten Ausgestaltung des Prozesses ab. Hierzu zählen Faktoren wie die Problemstellung, die Art und Reichweite der Aktivitäten (Gruppe, Wohnbezirk, Gegend), die angestrebte Teilnehmerzahl und das angestrebte Ergebnis. Außerdem ist der Erfolg des Verfahrens von der Unterstützung durch erfahrene Praktiker abhängig, die Zugang zu erforderlichen Ressourcen und Kontakten haben.
Aufwand Teilnehmer
Gemeinschaftsentwicklung ist ein Langzeitprozess. Für eine erfolgreiche Entwicklung muss zunächst Vertrauen innerhalb der Gemeinschaft aufgebaut werden, das Selbstvertrauen der Teilnehmer muss gestärkt, Beteiligungsbarrieren und Konflikte überwunden werden.
Sinnvoll einzusetzen, wenn
- die Teilnehmer aktiviert werden sollen, sich in den demokratischen Prozess einzubringen
- eine Bevölkerungsgruppe unterstützt werden soll, eigene Lösungen für lokale Probleme zu entwickeln
- eine Gemeinschaft gestärkt werden soll
- junge Menschen angesprochen werden sollen
Nicht sinnvoll einzusetzen, wenn
- kurzfristige Lösungsstrategien entwickelt werden sollen
Stärken
- inklusiver als viele andere Ansätze, weil es um Probleme geht, die direkt von den betroffenen Personen vorgegeben wurden und nicht von einem externen Akteur stammen
- die Aktivität der Bürger kann durch informelles Lernen und Bewusstseinsschaffung gestärkt werden
- partnerschaftliches Arbeiten wird gefördert; die Perspektive der Betroffenen wird in die Entscheidungsfindung einbezogen
- Konflikte innerhalb und zwischen verschiedenen Gruppen können überwunden werden, so dass ein größerer Zusammenhalt entsteht
Schwächen
- wird oft als kurzfristige Lösungsstrategie für politische oder strategische Probleme eingesetzt, wodurch sich der wahre Wert und die Effektivität des Verfahrens nicht entfalten können
- hat ein negatives Image und wird als Gefahr für institutionelle Stabilität wahrgenommen
- verfügt nicht über eine umfangreiche oder anerkannte Evidenzbasis
Ursprung
Wurde in den 1960er Jahren als Antwort auf andauernde Probleme in strukturschwachen Gemeinschaften entwickelt.
Externe Links
http://www.comm-dev.org/