Fokusgruppen bzw. Fokusgruppen-Interviews sind durch offene Leitfragen strukturierte Diskussionen in Kleingruppen (6 - 12 Teilnehmer). Sie werden meist dazu genutz, verschiedene Sichtweisen und Erfahrungen aufzunehmen als Grundlage für die Entwicklung oder Verbesserung von Maßnahmen.
Ablauf/Eckpunkte
Fokusgruppen werden sowohl mit Experten oder Betroffenen als auch mit zufällig ausgewählten Teilnehmern durchgeführt. Eine Zufallsauswahl sollte jedoch nur unternommen werden, wenn die Fragestellungen kein Vorwissen voraussetzen. Für eine Fokusgruppe sollten nicht weniger als sechs und möglichst nicht mehr als 12 Personen einbezogen werden.
Für die Fokusgruppe wird anschließend ein Leitfaden mit offenen Fragestellungen erstellt, der als Grundlage der Diskussion dient und den Gesprächsablauf vorgibt. Die eigentliche Diskussion dauert mehrere Stunden.
Da es im Kern um die Aufnahme und Diskussion verschiedener Sichtweisen, Erfahrungen und Empfehlungen geht, lohnt es sich meist, die Diskussion aufzuzeichenen oder anderweitig umfangreich zu dokumentieren.
Ziel/Wirkung
Fokusgruppen können eingesetzt werden, um zu erfahren, wie die Teilnehmer zu bestimmten Themen stehen und welche Erfahrungen sie gemacht haben. Im Gegensatz zu Einzelinterviews können bei Fokusgruppen Angaben von anderen direkt kommentiert und ergänzt werden, so dass gleiche und konträre Sichtweisen zwischen den Teilnehmern besonders deutlich werden. Fokusgruppen werden sowohl in der Martkforschung für die Erhebung von Präferenzen und die Rückmeldung zu Ideen als auch für Gutachten eingesetzt, um gemeinsame und differierende Einschätzungen von Experten zu ermitteln.
Hinweise zur Umsetzung
Die Gruppe sollte klein sein (6 bis 12 Teilnehmer), damit eine angenehme Gesprächsatmosphäre entstehen kann, in der die Teilnehmer sich nicht scheuen, ihre Meinung zu äußern und vor den anderen Teilnehmern zu begründen.
Der Fragebogen sollte ausreichend offen gestaltet sein, dass es zu Diskussionen kommen und unterschiedliche Erfahrungen einfließen können.
Die Gruppendiskussion sollte nicht länger als vier Stunden sein, in der Regel ein bis zwei Stunden.
Kosten/Aufwand
Die Kosten sind u.a. davon abhängig, wie die Teilnehmer rekrutiert werden. Ist eine repräsentative Zufallsauswahl erforderlich, können die Kosten entsprechend hoch ausfallen. Außerdem kann es unter Umständen notwendig sein, den Bürgern einen (finanziellen) Anreiz zur Teilnahme an der Fokusgruppe zu bieten.
Die Fokusgruppe an sich erzeugt jedoch nur sehr geringe Kosten.
Aufwand Teilnehmer
Die Diskussion dauert ca. 1 bis 2 Stunden, sollte in jedem Fall jedoch unterhalb eines halben Arbeitstages liegen.
Sinnvoll einzusetzen, wenn
- Meinungen, Sichtweisen oder Erfahrungen von verschiedenen Menschen zu konkreten Fragestellungen eingeholt werden sollen
- Gemeinsame und differierende Ansichten (und deren Hitnergründe) gut herausgearbeitet werden sollen
- Menschen erreicht werden sollen, die sich normalerweise nicht an öffentlichen Befragungen oder Konsultationen beteiligen würden (z. B. Experten, Fremdsprachler)
Nicht sinnvoll einzusetzen, wenn
- quantitative und repräsentative Daten gewonnen werden sollen
- Konflikte abgebaut werden sollen
Stärken
- hohes Maß an Interaktion unter den Teilnehmern aufgrund der kleinen Gruppen
- kann deutlich machen, wie bestimmte Personen zu einem Thema stehen
- die Teilnehmer können nach speziellen (demographischen) Merkmalen und Profilen ausgewählt werden
- kann eingesetzt werden, um Meinungen von Personen zu erhalten, die sich anderweitig nicht beteiligen können bzw. wollen
Schwächen
- die Gruppendiskussion kann von einzelnen Teilnehmern bzw. Meinungen dominiert werden
- die Ergebnisse sind nicht quantitativ und können nicht verwendet werden, um die breite Bevölkerungsmeinung abzuschätzen
Ursprung
Fokusgruppen stammen ursprünglich aus der Marktforschung, werden mittlerweile aber in einem breiten Kontext, im privaten genauso wie im öffentlichen Sektor sowie in der qualitativen Sozialforschung eingesetzt.