Die Konsensuskonferenz ist eine öffentliche Anhörung, bei der ein Laien-Panel bestehend aus 10 bis 20 Bürgern eine Gruppe von Experten zu einem bestimmten Thema befragen kann. Die Empfehlungen der Teilnehmer werden anschließend veröffentlicht.
Ablauf/Eckpunkte
Phase I: Vorbereitung
An der Konferenz nimmt eine zufällig ausgewählte Gruppe von 10 bis 20 Bürgern teil. Diese sollte in Bezug auf ihre sozio-demographischen Merkmale möglichst repräsentativ sein, jedoch über kein Vorwissen zum Konferenzthema verfügen. Im Vorfeld der Konferenz bekommen die Bürger Zeit, um sich auf das Thema vorzubereiten. Sie erhalten dazu detaillierte Informationsmaterialien und nehmen an zwei Vorbereitungswochenenden teil. Bei diesem Verfahren liegt die Initiative bei den Bürgern. Sie bestimmen die Schwerpunkte der Debatte, legen die Fragen fest und können das Expertenpanel (ca. 20 Experten) selbst benennen.
Phase II: Konferenz
Die eigentliche Konferenz dauert i.d.R. drei Tage. Am ersten Tag hören die Teilnehmer in einer öffentlichen Sitzung die Stellungnahmen der eingeladenen Experten zu den vorbereiteten Fragen. Abends werden die Antworten gemeinsam ausgewertet und gegebenenfalls Zusatzfragen formuliert.
Am zweiten Tag beantworten die Teilnehmer die Zusatzfragen. Anschließend ziehen sich die Teilnehmer des Laien-Panels zurück, diskutieren und bewerten die Antworten der Experten und erarbeiten den Abschlussbericht mit ihren Stellungnahmen und Empfehlungen.
Am dritten Tag wird der Abschlussbericht dem Plenum präsentiert. Die Experten bekommen die Gelegenheit, eventuelle sachliche Fehler zu korrigieren. Anschließend wird der Bericht den Medien und der Öffentlichkeit präsentiert. Das Verfahren wird für gewöhnlich von einer unabhängigen Organisation durchgeführt.
Ziel/Wirkung
Konsensuskonferenzen werden eingesetzt, um die Perspektive der allgemeinen Öffentlichkeit in die Beurteilung neuer wissenschaftlicher und technologischer Entwicklungen einzubeziehen. Das Verfahren eignet sich insbesondere dafür, um Bürger in Entscheidungen zu komplexen und technischen Themen einzubeziehen, die sehr spezialisiertes Wissen erfordern.
Hinweise zur Umsetzung
Konsensuskonferenzen wurden zunächst vor allem im Bereich der Technikfolgenabschätzung eingesetzt, mittlerweile dienen sie auch zur Erarbeitung sozialer und wirtschaftlicher Themen. Sie eignen sich besonders zur Bearbeitung und Diskussion lokaler bis hin zu nationalen und transnationalen Themen.
Kosten/Aufwand
Eine Konsensuskonferenz ist kostenintensiv. Die Veranstaltung muss für Medienvertreter und die interessierte Öffentlichkeit zugänglich sein. Während der Vorbereitungswochenenden und während der eigentlichen Konferenz wird ein ausgebildeter, unabhängiger Moderator benötigt. Außerdem muss ausreichend Zeit für die Vorbereitung der Teilnehmer und die Kontaktierung der Experten eingeplant werden.
Aufwand Teilnehmer
Die Konferenz dauert i.d.R. drei Tage. Im Vorfeld nehmen die ausgewählten Bürger an zwei Vorbereitungsveranstaltungen teil. Um sicherzustellen, dass die entsprechenden Experten an der Veranstaltung teilnehmen können, sollten sie frühzeitig kontaktiert werden.
Sinnvoll einzusetzen, wenn
- kontroverse Themen diskutiert werden, die auf nationaler Ebene oder in Fachkreisen behandelt werden
- die Perspektive informierter Bürger dargestellt werden soll
- verständliche Informationsmaterialien zur öffentlichen Nutzung erstellt werden sollen
Nicht sinnvoll einzusetzen, wenn
- die Teilnehmer Entscheidungen treffen sollen
- das Thema zu abstrakt oder nicht kontrovers genug ist
- Entscheidungen getroffen werden sollen, die repräsentativ für die gesamte Gesellschaft sind
- der Initiator des Verfahrens als parteiisch gilt
Stärken
- Diskussionen werden von Fachkreisen in die Laienöffentlichkeit verlegt
- offener und transparenter Prozess, der Vertrauen erzeugt
- mehr Kontrolle über das Thema und die Experten im Vergleich zu Citizens‘ Juries und Deliberative Polling
Schwächen
- kostenintensiv
- die Auswahl einer kleinen Gruppe von Bürgern kann zum Ausschluss von Minderheiten führen
Ursprung
Die Methode geht auf Expertenkonferenzen zurück, die in den 1970er Jahren in den USA durchgeführt wurden, um das amerikanische Gesundheitssystem zu verbessern. Das Verfahren wurde später von der dänischen Behörde für Technikfolgenabschätzung weiterentwickelt und von ihr seit dem Ende der 1980er Jahre regelmäßig erfolgreich angewendet. Noch heute wird es vorwiegend in Dänemark eingesetzt.