Das Bürgerpanel ist eine große Gruppe repräsentativ ausgewählter Bürger, die in regelmäßigen Abständen befragt wird, um Meinungsbilder zu bestimmten Themen zu erheben und diese an Entscheidungsträger weiterzugeben.
Ablauf/Eckpunkte
Das Bürgerpanel soll sich aus einer möglichst repräsentativen Gruppe von Bürgern zusammensetzen, was in der Realität jedoch nur schwierig zu erreichen ist. Die potentiellen Teilnehmer werden nach dem Zufallsprinzip aus dem Melderegister ausgewählt und kontaktiert. Meist werden sie postalisch rekrutiert, um eine hohe Reichweite bei relativ geringen Kosten zu erzielen. Um ein möglichst breites Teilnehmerspektrum anzusprechen, werden einige Teilnehmer zusätzlich auf anderen Wegen (z.B. per Telefon, über Aushänge etc.) rekrutiert. Dadurch soll gewährleistet werden, dass auch soziale Randgruppen oder schwer erreichbare Gruppen in das Panel einbezogen werden können.
Sobald die Teilnehmer zustimmen, sich an dem Panel zu beteiligen, nehmen sie über einen Zeitraum von drei bis vier Jahren jährlich an bis zu vier Befragungen teil, wobei kein inhaltlicher Austausch zwischen den Teilnehmern stattfindet. Der Teilnehmerpool bleibt dabei über den gesamten Zeitraum in der gleichen Zusammensetzung bestehen. Manche Teilnehmer werden zusätzlich für tiefergehende Beteiligungsverfahren wie Workshops oder Fokusgruppen rekrutiert. Aus diesem Grund ist es wichtig, dass in der Rekrutierungsphase deutlich gemacht wird, was von jedem einzelnen Mitglied des Panels erwartet wird, d.h. was die Teilnahme in Bezug auf Art und Häufigkeit der Erhebungen beinhaltet.
Ziel/Wirkung
Ein Bürgerpanel wird für gewöhnlich eingesetzt, um Rückmeldungen und Meinungen zu aktuellen Themen und kommunalpolitischen Fragestellungen einzuholen. Die mehrjährige Teilnahme der Bürger an dem Panel macht es möglich, Meinungsbilder über die Zeit hinweg zu verfolgen. Große Panels können außerdem genutzt werden, um spezifische Zielgruppen anzusprechen. Kommunale Entscheider können so Anregungen und Impulse für ihre Arbeit erhalten. Außerdem soll die Teilnahme an dem Panel bürgerschaftliches Engagement aktivieren und fördern.
Hinweise zur Umsetzung
Bürgerpanels können einige hundert bis mehrere tausend Teilnehmer umfassen. Bei einer Teilnehmerzahl von über 1.000 Personen ist es oft möglich, Untergruppen zu bestimmen, die zu ihren spezifischen Interessen oder Bedürfnissen befragt werden können. Das Panel muss kontinuierlich aktualisiert werden, um sicherzustellen, dass es während der gesamten Erhebungsphase repräsentativ ist.
Kosten/Aufwand
Variabel. Die Kosten sind abhängig von der Größe des Panels, den Methoden, mit denen die Teilnehmer angesprochen werden und der Häufigkeit der Konsultationen. Bürgerpanels sind nicht in jedem Fall kostengünstiger als einmalige Befragungen. Sie können jedoch dazu beitragen, einen langfristigen Dialog mit einer Gruppe von Bürgern zu etablieren und ermöglichen es, sie auch kurzfristig zu befragen.
Es ist Personal erforderlich, das die Panel-Datenbank pflegt und aktualisiert, neue Teilnehmer rekrutiert sowie die Erhebungen durchführt und anschließend analysiert. Außerdem sollten die Teilnehmer ein Feedback zu den Ergebnissen der Befragungen erhalten (z.B. über einen Newsletter), das der Öffentlichkeit ebenfalls zur Verfügung gestellt wird (z.B. auf einer Website). Zu den Mitgliedern des Panels sollte darüber hinaus ein regelmäßiger Kontakt gepflegt werden. Dabei sollte darauf geachtet werden, dass die Teilnehmer eine Wahl haben, wie sie sich beteiligen können, wenn sie z.B. neben den regelmäßigen Befragungen auch an Fokusgruppen teilnehmen können. Zusätzlich können spezielle Anreize wie Preise zur Motivation der Teilnehmer eingesetzt werden. Eine genaue Planung der Erhebungen ist wichtig, um zu gewährleisten, dass eine Vielzahl an Themen und Methoden eingesetzt werden können und die Aktivitäten sich über das Jahr verteilen.
Aufwand Teilnehmer
Der Aufwand für die Teilnehmer hängt von der Häufigkeit und Art der Befragungen ab. Ein zusätzlicher Zeitaufwand kann durch die Teilnahme an Fokusgruppen oder anderen ergänzenden Beteiligungsverfahren entstehen.
Sinnvoll einzusetzen, wenn
- Meinungen zu lokalen Themen erhoben und nachvollzogen werden sollen
- einfach und schnell tiefergehende Verfahren wie Fokusgruppen gebildet werden sollen
- die öffentliche Meinung über einen bestimmten Zeitraum verfolgt werden soll
Nicht sinnvoll einzusetzen, wenn
- es das einzige Konsultationsverfahren ist, das eingesetzt wird, da Bürgerpanels selten repräsentativ sind
- das Risiko besteht, dass die Teilnehmer durch die Bereitstellung von Informationen im Vorfeld „konditioniert“ werden
- die Teilnehmer nicht regelmäßig kontaktiert und zur Teilnahme motiviert werden können
Stärken
- ermöglicht es, mit den Teilnehmern in einen längerfristigen Dialog zu treten
- kann als Kooperation zwischen verschiedenen lokalen Akteuren durchgeführt werden
- kann bei entsprechender Größe zur Ansprache spezifischer Zielgruppen genutzt werden
- Erhebungen können auch kurzfristig durchgeführt werden
- man kann Meinungsbilder im Zeitverlauf verfolgen
- wenn das Panel besteht und regelmäßig eingesetzt wird, fallen die Kosten dafür geringer aus als für einmalige Befragungen
Schwächen
- hoher Personalaufwand, um das Panel zusammenzustellen und zu pflegen
- soziale Randgruppen werden leicht ausgeschlossen
- stark an den Interessen des Auftraggebers ausgerichtet
- die Datenbank mit den Teilnehmernamen und Adressen muss kontinuierlich aktualisiert werden
- einige Teilnehmer, vor allem junge Menschen, verlassen das Panel zwischendurch
Ursprung
Bürgerpanels stammen aus der Markt- und Meinungsforschung. Sie sind vorwiegend in Großbritannien verbreitet.