100 Personen beteiligten sich am 12. Oktober am digitalen trinationalen Bürgerdialog der Euroregion Basel. 60 zufällig ausgewählte Bürger:innen aus der Grenzregion diskutierten via ZOOM in der dreieinhalbstündigen Veranstaltung untereinander und mit der Politik über die negativen Auswirkungen der Grenzschließungen durch Corona, über grenzüberschreitende Zusammenarbeit im Gesundheitswesen und über einheitliche Regelungen zur Bewältigung der Pandemie für die trinationale Region. Der Clou dabei: Mittels Videokonferenz und Simultanübersetzung wurde digital und doch von Angesicht zu Angesicht in der eigenen Muttersprache diskutiert.
Ort
Dauer
Hintergrund
Mehrere Monate gab es zwischen Deutschland, Frankreich und der Schweiz wegen der Corona-Pandemie sehr harte Einreisebestimmungen. Welche Auswirkungen die Corona-Zeit für die trinationale Region und seine Bevölkerung hatte, wurde in dem digitalen Bürgerdialog mit Teilnehmer:innen aus den drei Ländern erörtert.
Organisiert wurde der digitale Bürgerdialog vom Staatsministerium Baden-Württemberg in Zusammenarbeit mit dem Trinationalen Eurodistrict Basel, der Regio Basiliensis und der Bertelsmann Stiftung. Neben den politischen Vertreter:innen aus Baden-Württemberg, der Nordwestschweiz und dem Elsass nahmen insgesamt 60 zufällig ausgewählte Bürger:innen aus den drei Ländern an der Veranstaltung teil.
Ziel
Ziel des Bürgerdialogs war es einerseits zu erfahren, wie die Menschen in der Region die Corona-Zeit erlebt hatten und darüber hinaus gemeinsam mit den Betroffenen zu erarbeiten, was für die zukünftige Zusammenarbeit und den Zusammenhalt in der Grenzregion besonders wichtig ist. Im Laufe des Abends wurden im Dialog mit zufällig ausgewählten Bürger:innen Ideen entwickelt, um die Grenzregion für die Zukunft „krisentauglicher“ zu machen.
Prozess
Auswahl der Bürger:innen:
Um unterschiedliche Individuen und Gruppen, Jüngere und Ältere, Akademikerinnen und Akademiker und Auszubildende aus den drei Ländern zusammenzubringen, wurden die Bürger:innen nach dem Zufallsprinzip ausgewählt und eingeladen. Dafür wurde ein Dienstleister engagiert. Bei Interesse sorgten vordefinierte Kriterien und Quoten dafür, dass eine vielfältig zusammengesetzte Gruppe entstand.
Ablauf des Dialogs:
Zu Beginn der dreieinhalbstündigen, digitalen Veranstaltung erfolgte eine kurze Stimmungsabfrage sowie eine erste Beteiligung der Teilnehmenden. Dabei wurde in die Runde gefragt, wie die Teilnehmenden das vergangene Jahr ganz persönlich wahrgenommen haben: Was hat sie am stärksten belastet, wie stark waren sie durch die Grenzschließungen betroffen und wie stark fühlen sie sich der trinationalen Grenzregion verbunden?
Die Bürger:innen erarbeiteten in trinationalen Kleingruppen mit Unterstützung von Tischmoderator:innen und Simultandolmetscher:innen konkrete Verbesserungsvorschläge. Die Kleingruppen verliefen in 2 Phasen an 7 digitalen Tischen: In Phase 1 tauschten sich die 60 zufällig ausgewählten Bürger:innen aus Deutschland, Frankreich und der Schweiz über ihre unterschiedlichen Erfahrungen hinsichtlich des Zusammenlebens in der 3-Länderregion während der Corona-Zeit aus. In Phase 2 erarbeiteten sie konkrete Verbesserungsvorschläge, um aus der Corona Pandemie zu lernen und um Empfehlungen für die grenzüberschreitende Zusammenarbeit zu erarbeiten.
Die Vorschläge wurden im Plenum vorgestellt, mittels Chat-Funktion kommentiert und mit Politiker:innen der drei Regionen diskutiert. Die politischen Vertreter:innen wiesen auf die unterschiedlichen Kompetenzen der drei Länder hin und versprachen, die Vorschläge der Bürger:innen in die politischen Gremien hineinzutragen.
Zum Abschluss der Veranstaltung wurden die Teilnehmenden per integriertem Umfragetool über Zoom zu ihrer Einschätzung der Veranstaltung gefragt. Zudem hatten Sie die Möglichkeit, die Chat Funktion des Videotools für ein offenes Feedback in der jeweiligen Muttersprache zu nutzen.
Ergebnisse
Die Erfahrung im Dreiländereck Basel hat Lust auf mehr gemacht. Bürger:innen sind mehr als bereit, sich auf neue digitale Beteiligungsformate einzulassen. Digital und von Angesicht zu Angesicht mit Menschen aus unterschiedlichen Ländern, die unterschiedliche Perspektiven und Erfahrungen haben, in der jeweils eigenen Sprache sprechen zu können – das Fazit über das neue Format fällt positiv aus. In der Abschlussbefragung bewerteten 90 Prozent der Teilnehmenden das neue Format mit gut bis sehr gut. Funktionierende Technik und vielfältige Möglichkeiten zur Interaktion sind zentrale Faktoren für den Erfolg – ebenso wie die Möglichkeit, in der eigenen Muttersprache zu diskutieren. Hierfür wurde ein Anbieter eines ausgeklügelten Dolmetschtools engagiert.
Die Bürger:innen kamen in den digitalen Kleingruppen in kurzer Zeit zu sehr guten Ergebnissen. Folgende Vorschläge wurden in den Kleingruppen erarbeitet:
- Die Region braucht einen einheitlichen Kommunikationskanal: Trinationales Informationsportal (Wo gelten welche Regeln?)
- Die Region braucht einen trinationalen Ausschuss mit Vertreter:innen der Region, damit Regeln und Maßnahmen künftig grenzüberschreitend abgestimmt werden können.
- Präventive Zusammenarbeit u. a. durch Vernetzung der Verwaltungen über Grenzen hinweg und eine bessere Zusammenarbeit im Gesundheitsbereich.
Weitere Informationen
Weitere Informationen über den Ablauf und die Ergebnisse des digitalen, trinationalen Bürgerdialogs finden Sie unter
Trinationaler Bürgerdialog: Bertelsmann Stiftung
Weitere Informationen zu dialogischen Verfahren, innovativen Methoden und Praxisbeispielen zu Beteiligungsformaten auf europäischer Ebene sind der Internetseite des Projektes „Demokratie und Partizipation in Europa“ der Bertelsmann Stiftung zu entnehmen:
www.bertelsmann-stiftung.de/de/unsere-projekte/demokratie-und-partizipation-in-europa